Berthold II von Losenstein (*ca. 1320 + 1390)

Berthold II. (oder Perchtold II.) von Losenstein wurde um das Jahr 1320 als jüngster Sohn des Hartneid I. von Losenstein auf der gleichnamigen Burg im Ennstal geboren. Genauso wie sein Bruder Gundacker IV. war er für die geistliche Laufbahn vorgesehen.

So wurde er schließlich auch erstmalig am 29. Juni 1351 als "Kanonikus von Salzburg" urkundlich erwähnt. Diese Erwähnung fand allerdings aus einem weniger rühmlichen Anlaß statt --> siehe Geschichte "Chorherrenstreit". Dieser Anekdote zufolge dürfte Berthold doch von etwas kräftigerer Statur und einem herben Temperament ausgestattet gewesen sein.

Domplatz von Salzburg zur Zeit Bertholds II. von Losenstein (um 1360)

Auch im Jahr 1358 wird er noch als "Canonicus ecclesiae Salzburgensis" in einer Urkunde vom 27. August 1358 erwähnt. Darin erhielt er vom damaligen Passauer Bischof von Weißenegg (der mit ihm verwandt war) den Auftrag, den vom Salzburger Domkapitel neu gewählten Probst des Augustiner Chorherrenstiftes Suben (Andreas von Lampoting) in sein Amt ordentlich einzuführen.

Im Jahre 1360 sollte die Stadtpfarre Salzburg auf Wunsch des Erzbischofs Ortolf von Weißenegg an Reichger von von Rottau vergeben werden.

Berthold von Losenstein aber interventierte erfolgreich persönlich beim Papst Innozenz VI in Avignon und wurde schließlich durch päpstlichen Erlaß zum neuen Stadtpfarrer von Salzburg ernannt.

Spuren seines dortigen Wirkens können in den Jahren 1369, 1371, 1381 und 1387 urkundlich nachgewiesen werden.

1370 starb sein ebenfalls als Chorherr (im Domkapitel Passau) dienender Bruder Gundacker IV., welcher Stadtpfarrer von Linz war. Daraufhin erbte er zusammen mit seinem anderen Bruder Hartneid II. den Passauer Chorhof Gundackers "gelegen zwischen dez Leibniczer Hof und des Pfarrer Hof zu St. Pauls" (lt. Bistumsarchiv Passau das heutige Gebäude "Luragogasse 2" in Passau) zur Hälfte. Hartneid II. überließ ihm allerdings seine Hälfte auf Lebzeiten, zuerst aber mit der Bedingung, dass diese nach dem Tod Bertholds an Hartneid II. bzw. seine Erben zurückfalle. In einer späteren Vereinbarung verzichtete Hartneid II. aber wieder auf diese Forderung und überließ ihm den Chorhof am 23.10.1379 zur Gänze.

Berthold nutzte daraufhin die Gelegenheit und verkaufte den Chorhof in Passau schließlich am 28. August 1380 an Eberwein den Degenberger.

Im Jahre 1376 erwarb Berthold von Heinrich dem Graesler ein Haus in der Salzburger Hundsgasse, einer alten Bezeichnung für die heutige Herrengasse (eine schmale, leicht gewundene Gasse am Fuß des Festungsberges in der Altstadt von Salzburg). Das Haus besteht heute noch unter der Adresse "Herrengasse 22" mit einem sehr dominanten Erscheinungsbild jedoch schlichter Fassade.

Herrengasse 22 (früher Hundsgasse) in Salzburg - das Wohnhaus von Berthold in seinem freieigenem Besitz

Als der Dompropst (Leiter der äußeren Angelegenheiten eines Dom- oder Stiftskapitels) Eberhard von Ovenstetten im Jahr 1385 stirbt, hatte dieser in dessen Testament seinen Neffen Ortolf von Ovenstetten als Nachfolger bestimmt. Diese Art der Nachfolgeregelung wurde aber vom Salzburger Erzbischof Pilgrim von Puchheim nicht anerkannt. Berthold von Losenstein und drei andere Augustiner Chorherren bestanden aber auf Ortolf von Ovenstetten als Nachfolger und setzten sich Ende 1385 aus Protest mit diesem ihrem Kandidaten von Salzburg ins benachbarte Bayern ab.

Berthold dürfte aber diese dem Erzbischof Pilgrim feindliche Fraktion schon vor dem 23. Dezember 1387 wieder verlassen haben und nach Salzburg zurückgekehrt sein, da er nicht erwähnt wird als über seine drei Mitbrüder an diesem Tage die Exkommunikation ausgesprochen wurde...

Das letzte Mal wird Berthold von Losenstein schließlich am 25. Februar 1390 als Pfarrer und Domkustos von Salzburg erwähnt. Nur drei Monate später - am 11. Mai 1390 - verstarb Berthold von Losenstein im Alter von ca. 70 Jahren.

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Von allen bekannten männlichen Losensteinern schlugen nur drei die geistliche Laufbahn ein und brachten es - jeder für sich - durchaus zu angesehenen Positionen. Berthold II. wurde (wie zu lesen war) Stadtpfarrer von Salzburg, sein Bruder Gundacker VI 1348 Stadtpfarrer von Linz und mehr als 3 Jahrhunderte später wurde Reichsfürst Franz Anton von Losenstein Coadjutor und Bischofsanwärter von Olmütz.

 

Quelle:
Römisch Historische Mitteilungen, Heft 18, 1976 mit einem Beitrag Prof. Josef Lenzenwegers "Berthold von Losenstein, Päpstlich ernannter Pfarrer von Salzburg"
Bildquelle: Wikipedia