Wolf Siegmund von Losenstein

Wolf Siegmund von Losenstein war wohl einer der politisch einflußreichsten und vermögensten Losensteiner. Er war stets bestrebt die vorhandene Macht zu festigen und auszubauen. Er selbst entstammt der Linie zu Gschwendt, doch sollte in seiner Person das Schicksal sämtliche Besitzungen der Losensteiner auf eine Linie zusammenführen.

Von Wolf Siegmund ist nur dieses einzige Kopfporträt bekannt, doch wurde er in zeitgenössischen Quellen auch oftmals "der dicke und breite Herr von Losenstein" genannt - was seine Statur erahnen läßt...

Wolf Siegmunds Vater war der damalige OÖ Landeshauptmann Dietmar V. von Losenstein, welcher insgesamt 3x verheiratet war. Aus der 1. Ehe entstammten bereits 13 Kinder, die 2. Ehe blieb kinderlos und aus der 3. Ehe mit Helene Freiin von Herberstein entstammte er schließlich als jüngstes von 3 Kindern.

Er wurde im Jahr 1567 auf Schloß Gschwendt im heutigen Neuhofen/Krems geboren.

Nach dem Tod seines Vaters 1577 war Wolf Siegmund gerade einmal 10 Jahre alt, doch ebneten ihm dessen zahlreichen hervorragenden Kontakte in die österr. Politiklandschaft und zum Herrscherhaus die Bahn für die weitere Karriere.

Davor sollte er die Bühne der Geschichte aber noch mit einer eher unrühmlichen Episode betreten. So war er 1588 bei der Hochzeit seines Freundes Christoph von Schallenberg eingeladen und ohrfeigte dabei einen der anwesenden Gäste derart, dass ein mehrjähriger Gerichtsprozess daraus resultierte. Die genaue Geschichte lesen Sie im sogenannten Ohrfeigenprozeß.

Im Jahr 1608 stand er dann im sog. "Habsburger Bruderzwist" auf der Seite von Erzherzog Matthias, wo er ein Dokument mitunterfertigte, in dem sich die Stände Ungarn, Österreich ob und unter der Enns gegen den regierenden Kaiser Rudolf verbündeten. Dies sollte ihm später nicht zum Nachteil gereichen, als Matthias im Jahre 1612 nach dem Tode Rudolfs zum Kaiser des heiligen römlischen Reiches gekrönt wurde. 

Wiedervereinigung der Linien

Wolf Siegmund übernahm von seinem Vater die reiche Herrschaft Gschwendt und war ein würdiger Vertreter dieser Linie. Die Nebenlinie der Losensteiner zu Losensteinleithen & Schallaburg häufte dagegen mit dem prächtigen Ausbau der Schallaburg, des Schlosses Losensteinleithen im Laufe von 3 Generationen immense Schulden an, die schließlich dazu führten, dass alle Güter an Georg v. Stubenberg übertragen werden mussten, der die Schulden übernahm. Dies geschah im Jahre 1614.

Wolf Siegmunds Umsicht ist es hier zu verdanken, dass er umgehend mit Georg von Stubenberg Verhandlungen aufnahm damit - lt. Originalurkunde von 1614 - "solch altes Losensteinische Gut und Herrschaft (=Losensteinleithen) nicht von dem Geschlecht vom Stamme der Herren von Losenstein in fremde Hand komme". So gehörte das Schloß & Herrschaft Losensteinleithen (seit 1372 in Besitz der Losensteiner) schließlich nur 5 Monate den Stubenbergern. Danach kaufte es Wolf Siegmund von Georg v. Stubenberg als - so wörtlich - "nächster Stamm und stammesverwandter Blutsfreund" wieder zurück.

Und dieses Jahr 1614 sollte in die Geschichte eingehen, als die seit ca. 1430 geteilten Linien (Gschwendt & Losensteinleithen) unter seiner Führung wieder vereinigt wurden. Endgültig dann im Jahre 1635 als der letzte Losensteiner der ehem. Linie Losensteinleithen - Georg Wolfgang - völlig verarmt in Böhmen verstarb.

Seine Familie

Wolf Siegmund war lt. zeitgenössischen Berichten kein Kind von Traurigkeit und hatte zahlreiche Techtelmechtel und Affären. Erhalten geblieben ist dabei u.a. ein Brief an eine gewisse Marusch v. Lappitz, welches voll Romantik mit "Mein güldener Schatzhauffen..." und in weiterer Folge mit diversen Anzüglichkeiten gespickt ist.

Schließlich ging er aber dann im Alter von 25 Jahren dennoch in den Stand der Ehe ein und heiratete am 9.2.1592 die angeeshene Susanna von Roggendorf. Die Hochzeit fand dabei im väterlichen Palais (heute Freihaus) Losenstein in Linz statt. Eines der Hochzeitsgeschenke war ein gläserner Becher mit den Wappen beider Familien, welcher heute im Prager Museum der dekorativen Künste verwahrt wird:

Aus dieser Ehe entstammten insgesamt 7 Kinder, 5 Mädchen und 2 Jungen. Seine Frau Susanna verstarb aber bereits 1616 im Alter von nur 43 Jahren. Die nächsten 6 Jahre blieb er unverheiratet ehe er nach dem Tode seines Cousins Georg Christoph von Losenstein (aus der Linie Losensteinleithen & Schallaburg) im Jahre 1622 dessen Wittwe Anna von Stubenberg heiratete. Aus dieser Ehe entstammten jedoch keine Kinder mehr.

Diese zweite Ehe dürfte aber wohl weniger eine Liebesheirat gewesen sein, sondern eher eine Art "Gegengeschäft" mit deren Vater Georg v. Stubenberg:

Anna's 1. Mann - Georg Christoph v. Losenstein - musste 1614 aufgrund einer erdrückenden Schuldenlast alle seine Güter und Besitzungen an seinen Schwiegervater Georg v. Stubenberg abgeben. Darunter auch Losensteinleithen & die Schallaburg. Wolf Siegmund vereinbarte dabei mit Georg v. Stubenberg, dass er das alte Stammschloß Losensteinleithen wieder für die Familie Losenstein zurückkaufen wird, während Georg Christoph & Anna auf Schallaburg (was sich Georg v. Stubenberg behielt) weiter wohnen bleiben durften. Es liegt daher die Vermutung nahe, das es eine interne Abmachung zw. Georg v. Stubenberg und Wolf Siegmund von Losenstein gegeben hat, dessen einzige Tochter Anna nach dem Tod von Georg Christoph (1622) zu heiraten um deren Auskommen zu sichern.

Bildung & Karriere

Im Alter von 15 Jahren inskripierte Wolf Siegmund 1582 an der Universität Padua und drei Jahre später 1585 an der Universität in Siena. Beide sehr angesehen zu jener Zeit und beliebte Orte um die österr. Adelsjugend ausbilden zu lassen. Eine höhere Bildung war für eine spätere Karriere am Hof unabdingbar!

Wie eingangs schon erwähnt, standen Wolf Siegmund danach aufgrund der Kontakte seines Vater schon früh viele Türen in politische Ämter der damaligen Zeit offen.

Eigenhändige Unterschrift von Wolf Sigmund
auf einem Vertrag aus dem Jahre 1614
(Wolf Sigmund, Herr zu Losenstein)

So wurde er schon bald zum Statthalter in Wien von Kaiser Rudolf bestellt und war nebenbei dessen kaiserlicher Rat. Diese Funktion übte er auch für die Erzherzöge Ernst & Matthias v. Österreich aus. In dieser Funktion gehörte er auch zu den Deputierten, welche in der kaiserlichen Kommission die Niederschlagung der OÖ Bauernaufstände 1595/96 koordinierten. Ein sicherlich unrühmliches Kapitel, doch zeigt es das Vertrauen, dass der damals erst 28jährige im Herrscherhaus genoss.

Später wurde er Regiments- & Reichshofrat sowie Oberstjägermeister von Kaiser Rudolph und dann auch bei seinem Nachfolger Kaiser Matthias. Als Krönung seiner Karriere stieg er schlußendlich zum Reichshofmarschall von Kaiser Matthias auf und war somit der oberste Verwaltungsbeamte des kaiserlichen Hofes zu Wien!

In dieser Funktion organisierte er auch die Krönungszeremonien von Kaiser Matthias im Jahre 1612 in Frankfurt/Main sowie die dazugehörigen Huldigungen in Ober- & Niederösterreich, Schlesien und Mähren. Sein Amt als Hofmarschall behielt er auch nach dem Tode von Kaiser Matthias 1619 bei und organisierte somit auch die Krönung von dessen Nachfolger Kaiser Ferdinand II. - ebenfalls in Frankfurt. Funktionen die er bis zu seinem plötzlichem Tod 1626 innehatte.

Ferdinand II, Kaiser des hl. röm. Reiches -
dieser erhob Wolf Sigmund in den Grafenstand

Auch von Kaiser Ferdinand II. wurde er aufgrund seiner bisherigen Leistungen wiederum zum Hofmarschall, Kämmerer und kaiserlichem Rat ernannt.

Auch war es jener Kaiser Ferdinand II., welcher Wolf Sigmund und somit alle seine Nachkommen 1623 in den Reichsgrafenstand erhob. Zweifelsohne ein Höhepunkt seines Lebens.

 

Seine Religion

Wolf Siegmund war - wie auch schon seine Vorväter - anfangs ein eifriger Anhänger der Lehre Luthers und war geprägt von einer Zeit großen protestantischen Selbstbewußtseins. Dies spiegelt sich recht gut in einem Vorfall aus 1610 wider. Hier sollte die protestantische Christina von Losenstein im (katholischen) Kloster Garsten in der "Losensteiner Kapelle" begraben werden. Der Abt weigerte sich, da Christina protestantisch war. Darauf interventierte Wolf Sigmund in seiner Funktion als Hofmarschall bei König Matthias und erwirkte vom Abt in Garsten, dass das Begräbnis doch stattfand.

Doch schon 6 Jahre später, 1616, als Wolf Siegmunds eigene Gattin Susanna von Losenstein (geb. v. Roggendorf) starb, weigerte sich der Abt erneut, wandte sich aber diesmal an den Passauer Bischof und verweigerte bis zuletzt das Begräbnis. Der Kaiser konnte und wollte hier nicht mehr schlichtend eingreifen. Die Zeiten wurden härter, die Gegenreformation stand kurz bevor.

Das österr. Kaiserhaus war stets katholisch und es stellte sich im Zuge der Gegenreformation bald als vorteilhaft heraus, wieder zum katholischen Glauben zu konvertieren. Gerade Wolf Siegmund fürchtete um den drohenden Verlust seiner einflußreichen Stellungen am kaiserlichen Hofe. So konvertierte er am 6. Januar 1622 wieder zum katholischen Glauben.

Sein Tod

Im Alter von 59 Jahren starb Wolf Siegmund schließlich am 19. März 1626 in Wien an einem Schlaganfall. Sein Leichnam wurde dann in die Erbbegräbnisstätte der Losensteiner - der sog. "Losensteiner Kapelle" - im Kloster Garsten überstellt wo er seitdem ruht. Von ihm zeugt eine marmorne Inschrift, welche links neben dem Hochaltar in die Wand eingelassen ist.

Nur 66 Jahre später, im Jahre 1692 sollte dann das ehrwürdige Geschlecht der Losensteiner mit seinem Enkel Fürst Franz Anton von Losenstein zu Losensteinleithen & Gschwendt für immer erlöschen.

 

Quellen:
"Tagebuch aus dem Jahre 1627" v. Zacharias Allert
"Conterfet Kupfferstich deren jenigen vornehmen Misitren und Offizieren...", 2. Band von Moritz Georg Weidnann, 1722
Beiträge zur Landeskunde ob der Enns Nr. 36 von 1884
Wikipedia