Turnier & Mummerei des Kaisers
Kaiser Maximilian I. ließ Anfang des 16. Jahrhunderts einen Prachtband der "eigenen Thaten in den ersten zwei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts" unter dem Pseudonym "Freydal" anfertigen. Darin enthalten sind insgesamt 255 farbige Darstellungen eines Zyklus von 64 Turnieren. Jedes Turnier beinhaltete 3 Tage mit "rennen, stechen & kämpfen" und der 4. Tag eine sog. "Mummerei" also einer Art Maskenball.
In einem dieser Turniere wird auch ein Adam von Losenstein namentlich genannt und beim Kampf mit Langspießen gegen Kaiser Maximilian I. gezeigt (Adam hier links, Kaiser Maximilian rechts; erkennbar an der Helmzier):
Adam von Losenstein war der älteste Sohn von Georg I. v. Losenstein (Landeshauptmann der Steiermark & später auch von Oberösterreich) und verstarb ledig im Jahre 1510. Im Jahr 1490 wird dieser als "römischer Knabe mit Hofstaat" genannt, dürfte also bei diesem Turnier (ca. 1505) 25-30 Jahre alt gewesen sein.
Weiters sind in dem Buch noch zwei Zeichnungen einer im Anschluß eines Turniers gehaltenen "Mummerei" - also eines Art Maskenballes vorhanden. Hier ist allerdings nur "ein Losenstainer" genannt. Es ist aber nicht anzunehmen, dass es sich hier auch um jenen Adam handelt, sondern eher einen seiner insgesamt 7 Brüder (allein schon wegen der Figur...).
Zum einen ein von "Losenstain" (der Herr ganz links, der uns den Rücken zeigt) zusammen mit den Herren von Oeder, Zeldung & Bayner:
Die Herren sind hier in sog. Waidmannstracht zu sehen. Die Herren tragen weite violettgraue Räcke, und grüne enganliegende Beinkleider, annähnern dasselbe Kostüm, welches der Kaiser in seinem geheimen Jagdbuch empfiehlt: "grab und gruene klaider solstw haben; halb grab, halb grien gefiertlt zu hierschen und gembsen ist die pest farb", dazu führen sie ein "mittelmessig horn, das hell ist" und ein "schnittmesser, darauf ain schnitzer und pfriem". Vor dem Gesichte tragen die Herren die bekannten Masken aus genetzter Siede und auf auf dem Haupte grüne Kränze. Der Kaiser ist hier als Fackelträger mittig dargestellt. |
Zum andern ein von "Losenstain" (der 2. Herr von links mit Feder und Gesicht zu uns) mit den Herren von Tschernembl, Schiffer und ganz rechts dem Matthias von Liechtenstein:
Die Herren tragen hier rote Röcke, rot-, grün-, gelb- und weissgestreifte Beinkleider, um die Schultern eine grossgegliederte Goldkette, schwarze Steifeln mit gelben Stulpen, rauhe schwarze Filzhüte mit weissen Federn, um die Hüften eine einfache Hauswehr. |
Kaiser Maximilian von Habsburg (* 1459 + 1519) war ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Erzherzog von Österreich und ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Maximilian liebte Turniere und veranstaltete selber unzähle davon. Auch war er selbst sein Leben lang ein glänzender Turnierkämpfer!
Quelle: "Freydal; Des Kaisers Maximilian I. Turniere und Mummereien, Wien 1882" - Universtität Tübingen