Chorherrenstreit

Berthold von Losenstein war - wie auch sein Bruder Hartneid II. (siehe Geschichte: "Der Klosterbrand") und einige andere Vertreter der Losensteiner - von etwas rauherer Natur. Dies bezeugt ein Fall aus dem Jahr 1351. Jener Berthold von Losenstein war für den geistlichen Stand auserkoren, wurde Priester und trat schließlich bei den Augustiner Chorherrn im Bistum Salzburg ein.

Domplatz in Salzburg um die Zeit Bertholds von Losenstein (ca. 1360)

Leider begann seine Karriere etwas unrühmlich, da er lt. vorliegende Urkunde vom 29. Juni 1351 aus heute nicht mehr bekannten Gründen einige seiner Mitbrüder und andere Personen (darunter Weltpriester & Laien) dermaßen verprügelt haben soll, dass es dabei sogar zu einem größeren Blutvergießen gekommen war.

Berthold von Losenstein - der "Don Camillo" des Hochmittelalters...

Zu diesem Zweck hat er zudem ohne die Erlaubnis seiner Obrigkeit die Residenzpflicht vernachlässigt (sprich das Ordensgelände verlassen) und auch seine geistliche Kleidung abgelegt - vermutlich um sich besser prügeln zu können.

Da er bzw. seine Familie aber sehr hoch angesehen war, die Absolution für diese Tat aber aufgrund der Schwere nicht mehr von einem gewöhnlichen Prieser durchgeführt werden konnte, erteilte der Erzbischof von Salzburg Bertholds Mitbruder Johannes von Melemberg eine sog. Absolutionsvollmacht, damit ihm dieser in Vertretung des Bischofs für dieses Vergehen die Absolution für diese Tat erteilen konnte.

 

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Oben seht Ihr jene Absolutionsvollmacht die Erzbischof Ortolf v. Salzburg im Namen von Papst Clemens VI. für den Raufhandel von Berthold von Losenstein auf Johannes von Melemberg ausstellen ließ. Das Dokument ist in Latein abgefasst, man kann aber im 4. Absatz "Bertoldis de Losenstein" erkennen. Eine detaillierte Übersetzung des Textes folgt...

Einige Jahre später wurde Berthold von Losenstein Stadtpfarrer von Salzburg...

Quelle:
Römische Historische Mitteilungen, Heft 18, 1976 von Josef Lenzenweger
Bild: orf Salzburg Link
Urkunde: Haus-, Hof- & Staatsarchiv Wien Handschrift Signatur HS Blau 116, Blatt 227r.)