Schloss Gschwendt

Schloss Gschwendt befindet sich im Ortsteil Gries der Marktgemeinde Neuhofen an der Krems und beherbergt heute das Landesalten- & Pflegeheim OÖ. Von der einstigen Pracht der Anlage ist nur noch der monumentale Torbau, das 1682 errichtete Herrenhaus (gegenüber), das Jägerhaus und das Gärtnerhaus vorhanden. Die eigentliche Schlossanlage ist verschwunden.

Doch werfen wir einen Blick in glanzvollere Zeiten:

Geschichte des Schlosses

Die ersten bekannten bekannten Besitzer von Gschwendt war die Neuhofener Linie des Geschlechtes der Volkenstorfer und wurde die ursprüngliche Anlage wohl bereits Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Um 1250 wurde Gschwendt dann aber von König Ottokar als Rache für die Ermordung des Landschreibers Witigo durch Ortolf II. v. Volkenstorf niedergerissen.

Erst um das Jahr 1300 erhielt Heinrich II. v. Volkenstorf durch Rudolf v. Habsburg die Erlaubnis, das Schloss wieder aufzubauen und machte sich sogleich ans Werk. Als er 1312 starb, vollendete sein Sohn Albert I. v. Volkenstorf in weiterer Folge das Werk und so präsentierte sich Gschwendt bald wieder als prächtiges Anwesen:

Aquarell einer Ansicht um 1500

Gschwendt ging an die Losensteiner

Die Volkenstorfer waren schon früh mit den Losensteinern durch verwandtschaftliche Beziehungen (Heiraten) verbunden und so war es auch nicht verwunderlich, dass sie im Jahr 1338 den Losensteinern das mächtige Landgericht ob der Enns (dieses erstreckte sich zwischen Donau, Enns & Krems) mit Einwilligung der Herzöge Albrecht & Otto von Habsburg für 200 Pfund Wiener Pfennig versetzten.

Und nur 9 Jahre später geht aus einer Urkunde von 1347 hervor, dass Otto IV. im Falle seines kinderlosen Ablebens seinen Onkeln Gundacker und Berthold von Losenstein das "Haus in der Geswend" und zwei Drittel des Landgerichtes ob der Enns vererben wird. Das verbleibende Drittel ging an Heinrich von Wallsee und nach dessen Tod ebenfalls an die Losensteiner wie aus einem Urbar Rudolfs von Losenstein hervorgeht.

Als Otto IV. von Volkenstorf schließlich 1369 verstarb, begann auf Schloß Gschwendt die lange und ruhmreiche Ära der Losensteiner. Sie sollten das Schloß nicht nur prachtvoll erweitern sondern verblieb dieses mehr als 300 Jahre bis zu deren Aussterben 1692 ununterbrochen in Losensteiner Besitz.

Die Ära der Losensteiner

So ging das Schloß an die Brüder Gundacker und Berthold von Losenstein, deren Nachkommen aber kinderlos blieben und so wurde schließlich deren Neffe Hartneid II. von Losenstein alleiniger Besitzer von Gschwendt. Ihm folgte sein einziger Sohn Bernhard nach, der alle Losensteiner Güter (damals Gschwendt, Losensteinleithen & Schallaburg) unter seinem Namen vereinte und diese Besitzungen dann an seine Söhne aufteilte - die sog. Losensteiner Gütertrennung.

Dabei teilten sich die Losensteiner ab ca. 1450 in zwei Linien. Die Linie Losensteinleithen mit Stammvater Florian v. Losenstein und die Linie Gschwendt mit Begründer Rudolf II. von Losenstein.

Linie Losenstein zu Gschwendt

Die Gschwendter Linie der Losensteiner gehörte zu den mächtigsten und reichsten Familien des Landes und wurde unter deren Ägide das von den Volkenstorfern errichtete Schloss umfangreich erweitert, prachtvoll umgebaut und so zu einem repräsentativen Sitz ausgebaut:

Heute steht nur noch das Torhaus (nach der Brücke) und Teile der Nebengebäude. Das prachtvolle Schloss im Inneren, die Schlossmauern und Wassergräben sind verschwunden
 
 
Um 1594 diente diese weitläufige Wasserburg als Flucht- und Verteidigungsort in Kriegszeiten. Im großen Bauernkrieg 1626 entbrannte am 17. August zwischen den kaiserlichen Truppen unter Obrist Löbl und den von Achatz Wiellinger angeführten Bauern vor den Toren von Gschwendt eine Schlacht. Eine 1976 vor dem Schloss errichtete Säule erinnert an das verlustreiche Treffen.
 
Im Jahr 1682 schließlich wurden dann letztmalig bedeutende bauliche Veränderungen (u.a. Errichtung des heute noch vorhandenen Herrenhauses) durchgeführt wovon noch die im Torhaus eingelassene Jahreszahl "1682" zeugt. Nicht einmal 10 Jahre später sollte das Geschlecht der Herren von Losenstein aber für immer erlöschen.

Gschwendt ging an die Auersperger

Nach dem Tod des letzten Losensteiners 1692 (Dompropst und Reichsfürst Franz Anton von Losenstein ging der komplette Immobilienbesitz der Losensteiner (inkl. der Burg Losenstein, Schloß Losensteinleiten und Schloß Gschwendt) an das Geschlecht der Fürsten von Auersperg:

Maria Katharina von Losenstein heiratete einen Johann Weickhard von Auersperg, wobei Maria Katharina schon 1691 (also 1 Jahr vor Franz Anton) verstarb. Daher erbte nach dem Tod des letzten Losensteiners Maria Katharina's ältester Sohn Franz Karl, Fürst von Auersperg diesen reichen Besitz und eben auch das Schloss Gschwendt. Die Verhandlungen darüber mit den verbliebenen weiblichen Losensteiner Nachfahren
 
1) Maria Theresia von Losenstein (*1628 +1703)
2) Maria Rosalia von Losenstein (*1645 +1700)
 
endeten schließlich mit Verträgen vom 1.6.1700 bzw. 1.7.1701 mit den Auersperger Erben und kann das Jahr 1701 als formeller Übergangstermin von Schloß & Herrschaft Gschwendt an das Geschlecht der Auersperg gesehen werden. Fürst Franz Karl v. Auersperg verstarb übrigens im Jahr 1713 direkt im Schloß Gschwendt und dürften auch seinen Hauptsitz hier gehabt haben.

Der Niedergang von Gschwendt

Die Fürsten Auersperg blieben bis zum Jahre 1851 im Besitz von Gschwendt. In diesem Jahr wurden schließlich von Karl Wilhelm Fürsten von Auersperg alle zu Gschwendt gehörigen Besitzungen rustikalisiert (=parzelliert und verkauft) und der adelige Landtafeleintrag gänzlich gelöscht. Gschwendt hatte seine jahrhundertelange Bedeutung endgültig verloren.
Einst war Schloss Gschwendt Sitz des alten Pfleg- & Landgerichtes und war darauf auf das dingliche Recht des Blutbannes eingetragen. Ein einst mächtiger Sitz von Macht und Einfluß hörte nach mehr als 700 Jahren zu existieren auf.
Die Grundstücke wurden an die umliegenden Bauern verkauft und das Schlossgebäude wurde 1851 von den damaligen Besitzern des Gasthauses "Hofwirt", der frühreren Schlosstaverne, (Florian und Amalie Kranabetter) angekauft.
 
Schließlich und endlich erwarb das Land OÖ dann 1893 die übrig gebliebenen Gebäude um 12.000 Gulden und richtete darin einen Teil der "Landesirrenanstalt" ein, später wurde daraus das heute noch existierende Landesalten- & Pflegeheim Gschwendt.
 
Luftbildaufnahme von Gschwendt heute. Die Schlossanlage befand sich ungefähr dort wo jetzt links der Kreis angelegt wurde. Das Torhaus (vorne) mit Resten des Wassergrabens über welchen die Zugbrücke führt ist noch im Original erhalten
 
Eine fast wehmütige Beschreibung der verloren gegangenen Pracht findet sich auf der Homepage des Alten- & Pflegezentrums:
 
Verschwunden sind die Teiche, ebenso wie die turmbewehrte doppelte Umfassungsmauer. Aber auch das Schloss selbst erlitt schwere bauliche Einbußen; verschwunden sind die beiden einst den Tortrakt flankierenden Rundtürme ebenso wie der viereckige hohe Mittelturm, abgetragen wurden auch die drei Querflügel, welche die seitlichen Verbindungen zwischen dem vorderen und hinteren Trakt hergestellt haben.

Der Zutritt zum Schloss erfolgt auf einer Steinbrücke über den jetzt trockenen Graben durch das alte Tor, hinter dem sich eine Torhalle befindet.

Hat sich die Pforte geöffnet, so kommt man in den nach zwei Seiten offenen Hof. Hier fällt der Blick auf die Schauseite des einstigen Herrenhauses (erbaut 1682). Ein vierachsiger Mittelrisalit mit einem aufgesetzten geschwungenen Giebel und einem querlaufenden Sims oberhalb der Uhr gibt diesem Bau noch immer den Charakter eines Schlosses.

Wendet man sich dann um und betrachtet die Rückseite des Eingangstraktes, fällt die eigenartige abgestufte Gliederung der Hoffront auf. Der aus der Bauflucht vorgeschobene Vorbau war aber nicht, wie man glauben könnte, der Unterbau des Mittelturmes, sondern stellt den Rest des mittleren Verbindungsflügels dar.

Das Gelände rings um das Schloss liegt wesentlich tiefer im Niveau und ist von geradlinig gezogenen Aufschüttungen durchzogen; es sind das die ehemaligen Dämme der Teiche.

Spuren der Losensteiner

Das heutige Schloss liegt im Ortsteil Gries in der Gemeinde Neuhofen/Krems. Das Gemeindewappen von Neuhofen trägt heute noch den Panther der Losensteiner. Auch gibt es zur Erinnerung an die ehemaligen Herren eine Losensteinerstraße.

Quellen:
www.burgen-austria.com
Landespflege- & betreuungszentrum (Luftbild)
"Heimatkunde von Steyr", Rolleder