Ab Mitte des 13. Jahrhunderts wurde es auf vielen Burgen üblich, sog. "Stuben" einzurichten. Dies waren innerhalb der Steinmauern liegende Holzkammern, welche nicht nur besser beheizbar waren sondern durch die Holzblockbohlen auch viel besser wärmeisoliert waren.
Das um 1275 neu errichete Wohnhaus der Burg Losenstein verfügte gleich über zwei dieser Stuben, welche im 1. und 2. Stock übereinander eingebaut waren und so den Wohnzweck des Gebäudes nochmals deutlich unterstreichen.
Die 1. Kammer lag im 1. Obergeschoss des Baus. An der Südwestseite sind hier noch die Mörtelnegative der Blockwerk Konstruktion bzw. das Negativ des entsprechenden Eckständers zu sehen. Die innere Ausdehung der Kammer kann daher mit ca. 7,10m angenommen werden. Folgende Grafik veranschaulicht die Form & Lage dieser Holzstube:
Die roten Bereiche kennzeichnen die heute noch sichbaren Mauerteile
(c) Dr. Reichhalter Gerhard - Stadtarchäologie Wien
Lange Zeit wurde angenommen, dass die gotischen Fensteröffnungen der ehem. Burgkapelle zuzuordnen waren. Dies wurde jedoch durch die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Gerhard Reichhalter, Stadtarchäologie Wien eindeutig widerlegt. Die Fensteröffnungen dieser Machart, wurden vorrang für die Belichtung von Holzstuben herangezogen und weisen die dafür typischen Merkmale auf. Ähnliche Fenster (ebenfalls als Hinweis auf eine Holzstube) gibt es auch in der Vorburg.
Beheizt wurde die Holzstube von einem sog. Kuppelkachelofen, dessen Reste sich noch sehr gut anhand der schräg verlaufendenden Putzwulst bzw. der der glatten Putzteile erkennen lassen. Dieser Ofen wurde von außen beheizt. Auf dem nachstehenden Foto ist dieser Ofen in grün eingezeichnet, der gelbe Bereich markiert die Ausmaße der Holzstube im 1. OG.
(c) Mag. Thomas Kühtreiber, Institut für Realienkunde des Mittelalters, Universtität Salzburg
Über dieser Holzstube befand sich noch eine zweite dieser Art, mit annähernd denselben Dimensionen. Die dazugehörigen Fensteröffnungen waren ursprünglich in derselben Machhart wie jene im 1. OG, doch wurde deren Form durch spätere Restaurierungen und Bestandserhaltungsmaßnahmen teils bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Die Burgkapelle:
Diese befand sich ebenfalls in diesem Gebäude, jedoch nicht wie lange Zeit vermutet im Bereich der noch sichbaren gotischen Fensteröffnungen, sondern in jenem Gebäudeteil der heute nicht mehr vorhanden ist. Wie die meisten Burgkapellen, waren dies repräsentative Räume die sich über mehrere Stockwerke erstreckten. Wie diese möglicherweise ausgesehen haben könnte, ist als reine Vermutung im weiter unten ersichtlichen Modell von Weinberger zu sehen (gelb schraffiert).
Die Kapelle selbst war - wie die meisten Burgkapellen - dem hl. Michael geweiht und wurde im Jahr 1339 erstmals urkundlich erwähnt, als die Losensteiner einen ständigen Seelsorger im Ort stifteten und sich ausbedungen, dass dieser auch regelmäßig auf der Burgkapelle Messen zu lesen hatte. Entstanden dürfte die Kapelle aber in etwa zeitgleich mit der Errichtung des Wohnhauses um das Jahr 1275.
Bereits am 28.04.1418 wurde die Kapelle aber wieder vollständig ausgeräumt, da die Herren von Losenstein ab da in ihre neuen Besitztümer Losensteinleithen & Gschwendt übersiedelten. Die Altargegenstände wurde der Legende nach in das Kloster Garsten gebracht, wo sie aber seit der Zeit verschollen sind. Die Glocke der Burgkapelle fand zuerst Ihren Platz in der Pfarrkirche Losenstein, wurde aber dann 1773 umgegossen und hängt bis heute im Schloß Hammeriß (Laussa). Die Fenster der Kapelle könnten ebenfalls Ihren Weg in die Pfarrkirche gefunden haben - dies ist zwar nicht belegt, doch ließe das Alter der noch heute in der Pfarrkirche verbauten Fenster (links & rechts neben dem Hochaltar) die Vermutung zu.