Der Palas

Der Palas ist wahrscheinlich der älteste Teil der Burg und verfügte im Erdgeschoß über eine große Küche inkl. Vorratskammer, von der heute noch der Kamin stilles Zeugnis ablegt. Darüber, im 1. Stock befand sich der Rittersaal für festliche Empfänge und öffentliche Audienzen der Burgherren. Ein Armleuchter, welcher in diesem Saal gestanden hat, befindet sich übrigens bis heute in der sog. "Losensteiner Kapelle" - der Grablege der Losensteiner in der Stiftskirche Garsten.

Im 2. Stock waren die Privaträumlichkeiten der Losensteiner, welche nur einem sehr vertrauten Kreis zugänglich waren und mit ziemlicher Sicherheit ein oder mehrere Wohnstuben beinhalteten.

Wie der Palas zu seiner aktiven Zeit ausgesehen hat, ist sehr gut am Modell (weiter unten) ersichtlich.

Bildergalerie Palas

360° Ansicht Palas innen

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Baugeschichte

Der Palas stammt wie gesagt aus der Erstbebauung und ist architekturgeschichtlich der Romanik zuzuorden. Es ist bemerkenswert, dass ein Mauerwerk aus Kalkbruchgestein, das schon ungefähr 300 Jahre ohne Dach dem Verfall preisgegeben ist, noch so fest steht!

Zumindest in den Jahren um ca. 1350 bis Dezember 1382 wohnten mit den Cousins Hartneid II. und Peter von Losenstein zwei Burgherren mit deren Familien gleichzeitig auf der Burg (sie besaßen die Burg je zur Hälfte, bis diese am 27.12.1382 von Hartneid II zur Gänze an Peter übergeben wurde, da Hartneid II. mit Familie nach Gschwendt übersiedelte).

Daher rührt vermutlich auch die räumliche Trennung von Palas und Wohnhaus um beide Familien getrennt unterzubringen.

Sehenswürdigkeiten

(1) Hier führt im Mauerkern ein Rauchabzug aufwärts. In diesem Winkel ist Feuer entfacht worden
 
(2) Im ersten Obergeschoss der Südwand öffnet sich eine Türnische, die früher zu einem Holzbalkon führte, der auf vier vorstehenden Balken ruhte.
 
(3) Auch im zweiten Obergeschoss befindet sich nahe der Nordostecke eine Tür zu einem Holzbalkon, sicher ein einstmals begehrter Platz aufgrund des herrlichen Ausblicks

Detailbeschreibung

Grundrissplan Palas:

 

Das Erdgeschoss ist auf Fels gebaut und vom Burghof aus durch eine Tür zugänglich - in der Mauer ist noch die Riegelbahn zu sehen. Daneben gibt es zwei Fenster, deren Gewände fehlt. In der Süd- und in der Westwand befinden sich je zwei verschieden breiten Scharten, die Licht und Luft einließen und, wenn nötig, auch zur Verteidigung benützt werden konnten.

Im 1. Obergeschoß war der Rittersaal untergebracht, welcher 15m lang, 9m breit und 3,30m hoch war. Hier läßt sich auf der Hofseite wieder eine Tür und daneben eine Fensteröffnung feststellen. In der Nordostecke (nach der Tür die Ecke links) führt im Mauerkern ein Rauchabzug aufwärts. Dieser bekundet, daß in diesem Winkel einst das wärmende Feuer entfacht wurde. In der Südwand befinden sich zwei Fenster mit den Lichtmaßen 0,51x1,05m, deren Nischen mit Sitzbänken ausgestattet sind.

In der Mitte folgt das spätromanische Zwillingsfenster mit Sitznische, und nicht weit davon öffnet sich eine Türnische, die früher zu einem Holzbalkon führte, der auf vier vorkragenden Balken ruhte. An der Westwand sind zwei weitere Fenster (55x96cm) mit Sitzbänken in der Nische eingebaut.

Im 2. Obergeschoß, den Privaträumlichkeiten, gibt es in der Wand zum Burghof zwei mittlere Fenster (55x96cm) mit Sitznischen, in der Nordwestecke ein kleines Fenster, in der Südwand zwei kleine und zwei größere Fenster mit Konglomeratgewänden; das eine ist mit zwei kleinen gotischen Spitzbögen versehen, das andere bereits mit einem Dreipaßmotiv. In diese Fensternischen sind Sitzbänke eingebaut, und wie im ersten Obergeschoß befindet sich nahe der Nordwestecke eine Tür zu einem Holzbalkon.

Vom 3. Obergeschoß stehen nur Mauerreste, die keine näheren Aussagen zulassen.Nachstehend die Detailpläne der langen Südwand (Richtung Enns) sowie der Westwand (Richtung Vorburg) zur besseren Orientierung.


SÜDWANDWESTWAND

Blick in die Vergangenheit

Anhand eines von OSR Weinberger angefertigten Modells der Burg wie sie dereinst vermutlich ausgesehen hat, lässt sich sehr anschaulich die Position des Palas- gelb makiert - erkennen:

Der Zugang zur Burg erfolgte links durch das Haupttor, dieser Zugang kann auch heute noch als reiner Fußweg genutzt werden.

Textquellen:
“Ortschronik Losenstein” - Mag .Dr. Adolf Brunnthaler 1995 / OÖ Landesarchiv
Forum OÖ Geschichte unter www.ooegeschichte.at - Link Losenstein
"Burgen in Oberösterreich" - Ing. Götting, 1968 / OÖ Landesverlag